Michaela Pieper mit dem Siegerbaum Ulmen-Wettbewerb in der Bonsaischule Enger

Während der Tage der offenen Tür in der Bonsaischule Enger vom 7. – 8. November 2015 ging ein interessanter vierjähriger Gestaltungswettbewerb zu Ende, der 2011 vom unvergessenen Hermann Pieper (†) initiiert worden war.
Im November 2011 wurden zahlreiche junge Stecklinge der taiwanesischen Ulme (Ulmus parvifolia ‘Thaiwan’) an die Besucher der damaligen Tage der offenen Tür verschenkt, um im Laufe von vier Jahren zu Bonsai gestaltet zu werden.

Vier Jahre sind hierfür natürlich eine verhältnismäßig kurze Zeit, weswegen die Wettbewerbsteilnehmer vor eine große Herausforderung gestellt waren.
Für die besten drei Ulmen-Bonsai lockten attraktive Preise, nämlich Einkaufsgutscheine der Bonsaischule Enger im Wert von 500,– EUR, 300,– EUR und 200,– EUR, um die sich am Ende 18 Gestalter mit ihren Exemplaren bewarben.
Alle Wettbewerbsbäume mussten bereits einige Tage vor dem Finale mit einer Fotodokumentation in Enger angeliefert oder per Post geschickt werden und wurden dort in einem Gewächshaus als kleine Sonderausstellung den Besuchern präsentiert.
 V. l. n. r.: Peter Laudahn – 3. Platz, Marc Berenbrinker – 2. Platz, Wolfgang Jung – 1. Platz und Jürgen Zaar An diesem Wochenende war Jürgen Zaar als prominenter Gast in Enger und hielt an beiden Tagen Workshops und Demos ab. Die Workshop-Teilnehmer erzielten unter seiner  Anleitung bei guter Stimmung sehenswerte Ergebnisse. Auch seine einstündigen Demos fesselten das Publikum, da Jürgen Zaar auf kurzweilige Weise die Grundlagen der Bonsaigestaltung erklärte, auf Papier skizzierte und an einem Rohling demonstrierte.
Die fachliche Bewertung der in Größe, Dicke und Gestaltungsform erstaunlich unterschiedlichen vierjährigen Wettbewerbsulmen war ebenfalls Aufgabe von Jürgen Zaar, und die Ergebnisse wurden am Sonntagnachmittag von ihm und der Familie Pieper dem gespannten Publikum präsentiert.
Die drittplatzierte Ulme von Peter Laudahn, eine beeindruckend kräftige Kaskade in einer schönen, vom Besitzer selbst getöpferten Schale, fand viel Anklang, hatte nur noch leichte Defizite im Spitzenbereich.
Der zweite Platz ging an den bekannten Bonsaischalentöpfer Marc Berenbrinker, dessen zarte, elegant aufgebaute Ulme in einer auffallend schönen, jedoch etwas großen Schale aus eigener Fertigung präsentiert wurde. Marc Berenbrinker konnte beweisen, dass auch ein vielbeschäftigter Töpfer noch Zeit für die Gestaltung seiner eigenen Bonsai finden kann.
Der Logobaum mit Bild von Hermann Pieper im prächtigen Herbstkleid Für manchen auf den ersten Blick überraschend, erhielt die winzige Mame-Ulme in freier Besenform von Wolfgang Jung den ersten Preis. Bei genauerer Betrachtung konnte man dem Besitzer für die erzielte Stammverjüngung, das schöne Nebari und den stimmigen Kronenaufbau jedoch nur alle Anerkennung aussprechen.
Die glücklichen Preisträger bekundeten, dass sie ihre ausgezeichneten Ulmen als Andenken an Hermann Pieper in Ehren halten werden.
Gestaltungswettbewerbe dieser Art sind eine hervorragende Möglichkeit, Bonsai-Freunde zu motivieren, sich mit der geduldigen Aufzucht und Gestaltung von Bonsai aus Jungpflanzen zu befassen, die als ausgesprochen lohnend und lehrreich einzustufen ist. Es wäre zu begrüßen, wenn zukünftig weitere derartige Wettbewerbe, vielleicht auch von anderen Veranstaltern, initiiert würden.

Text und Bilder: Heike van Gunst

Erschienen in BONSAI ART 135